Der junge Del Curto entzückt die Kanadier
Das U-20-Nationalteam um Trainer Christian Wohlwend kann in der Nacht auf Samstag im WM-Halbfinal Historisches schaffen.
Christian Wohlwend war es egal, auf wen seine Schweizer U-20-Eishockey-Nationalmannschaft nach dem 2:0-Coup gegen Schweden im nun anstehenden Halbfinal treffen würde. Christian Wohlwend ist egal, dass er heute 42 Jahre alt wird. Im Interview mit dieser Zeitung sagte er jüngst: «Da Geburtstage sowieso noch nie etwas Besonderes waren für mich, wird dieser definitiv der speziellste aller Zeiten.»
Aus gutem Grund. Um 2 Uhr (Mysports One) Schweizer Zeit trifft sein Team in Vancouver auf Finnland, das überraschend Gastgeber Kanada ausschaltete. Erst zum vierten Mal bestreitet das Junioren-Nationalteam einen WM-Halbfinal, noch nie ging es als Sieger vom Feld. Einmal gab es bisher Bronze: 1998. Die Schweizer können in der Nacht auf Samstag also Historisches schaffen. Und das ist Wohlwend ganz bestimmt nicht egal.
Das legendäre Interview
Der Bündner, im kanadischen Montreal zur Welt gekommen, ist der Baumeister des Erfolgs. Er erinnert, nicht nur wegen seiner Herkunft, immer wieder an den ehemaligen HCD-Trainer Arno Del Curto. In Kanada, wo die WM zum zweiten Mal hintereinander stattfindet, sammelte Wohlwend bereits im letzten Jahr dank eines kurzweiligen Englisch-Interviews Sympathiepunkte.
Wie bei Del Curto fiel sein starker Schweizer Akzent auf. Und wie Del Curto es immer wieder machte, überraschte Wohlwend mit seinen ehrlichen und ungeschönten Aussagen. Er sagte damals vor dem Duell gegen Kanada auf humorvolle Art und Weise voraus, dass sein Team chancenlos bleiben würde. Das Spiel endete 2:8.
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Mit diesem Interview brachte Wohlwend die Kanadier letztes Jahr zum Schmunzeln. Quelle: Youtube
Seither sind die hockeyfanatischen Kanadier – an der U-20-WM sind meist über 15'000 Zuschauer live im Stadion – zumindest ein bisschen Wohlwend-Fans. Gut möglich, dass er in Übersee gar bekannter ist als in der Schweiz. Spätestens jetzt aber macht sein Team auch mit überragenden Leistungen auf sich aufmerksam. Wohlwend führt das auf viele Spieler zurück, die bereits im letzten Jahr dabei waren und nun «stärker, grösser, besser» wurden. Gegen Kanada und Russland gab es diesmal in der Gruppenphase nur knappe Niederlagen, was an sich schon «verrückt» ist, so sagt es Wohlwend.
Tatsächlich ist das Kader nicht mit allzu grossen Namen bestückt, einer wie es Nico Hischier vor zwei Jahren war, fehlt. Rund die Hälfte des Kaders spielt bereits in nordamerikanischen Juniorenligen. Nur vier U-20-Spieler kommen in der höchsten Schweizer Liga regelmässig zum Zug: Davyd Barandun (Davos), Tim Berni (ZSC), Janis Moser (Biel) und Sven Leuenberger (Zug).
«Er muss gut sein in dem, was er macht»
Wohlwend, der als Assistenztrainer mit der A-Nationalmannschaft im Frühling WM-Silber gewann, macht denn auch Werbung für seine Schützlinge. Das Niveau an der U-20-WM sei «sackstark». Und er sieht keinen Grund, weshalb die Jungen in der National League nicht öfter zum Einsatz kommen. Nach dem Viertelfinal fordert er lautstark: «Setzt doch die Jungen ein!»
Laut kann Wohlwend auch an der Bande werden. Wie – Sie wissen schon – Arno Del Curto. Im Viertelfinal stauchte er seinen Stürmer Sandro Schmid verbal zusammen, nachdem dieser kurz vor Schluss mit einem «dämlichen» (Wohlwend) Offside für ein Bully vor dem Schweizer Tor gesorgt hatte. Der Trainer meinte danach: «Die Spieler kennen mich, sie wissen, wie ich solche Sachen meine.» In der Garderobe umarme man sich – und alles sei wieder gut.
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Wohlwend, wie er leibt und lebt: Hier wird Stürmer Schmid verbal zusammengestaucht. Quelle: Twitter
In Kanada freut sich der ehemalige NHL-Spieler Ray Ferraro (über 1300 Spiele) auf dem Sportsender TSN nach dem Schweizer Halbfinaleinzug auf drei weitere Tage mit unterhaltsamen Wohlwend-Interviews. Und legt selbst ein amüsantes Lob nach: «Dieser Mann ist super. Du musst ihm nur eine Frage stellen, und schon sprudelt es aus ihm heraus. Ich bin nicht sicher, aber wenn du ihn nach dem Code seiner Kreditkarte fragen würdest, vielleicht würde er ihn dir sogar geben.»
Und würdigt ernster: «Wohlwend muss sehr gut sein in dem, was er macht. Die Schweiz mit diesem Kader muss bei weitem nicht im Halbfinal stehen.»
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