Europa-League-QualifikationEin 1:0 für 3,5 Millionen Franken
Der FC Zürich muss gegen Heart of Midlothian lange unten durch, wird dann aber durch den eingewechselten Fabian Rohner erlöst.
Und dann ist alles nur noch die pure Erlösung. Fabian Rohner steht da, vielleicht fünf oder sechs Meter vor dem Tor der Hearts und trifft mit seinem Schuss in die nahe Ecke von Craig Gordon. Die 80. Minute läuft, es ist das 1:0 für den FCZ – und die Entscheidung in diesem Playoff der Europa League bei Heart of Midlothian.
Eine Woche zuvor war es noch Rohner, der kurz vor dem Ende des Hinspiels eine grosse Chance vergab, es wäre das 3:1 gewesen, und es war eine der Szenen, die Trainer Franco Foda sagen liessen, wären sie bloss effizienter gewesen. Dann wäre die Ausgangslage für das Rückspiel besser.
An diesem Abend im Tynecastle Stadium im Westen von Edinburgh spielt das keine Rolle mehr. Das Goal von Rohner bringt die Entscheidung in der 80. Minute, und in seinem Haus bricht Ancillo Canepa in einen Jubelschrei aus, als wäre er erfolgreich auf der Jagd nach einem Einbrecher. Canepa hat auch dieses Mal auf die Reise mit der Mannschaft verzichtet, er ist daheim geblieben, um sich um seine beiden Hunde zu kümmern.
Der Einzug in die Gruppenphase der Europa League ist ein grosser Erfolg für die Zürcher, er bringt 3,5 Millionen Franken als Startgeld und erlaubt die Aussicht, in den kommenden Wochen auf namhafte Mannschaften zu treffen, die «Crème de la Crème», wie sie Canepa auch schon bezeichnet hat: Manchester United, Arsenal, Lazio, Roma, Union Berlin.

Dieses 1:0 ist eine Entschädigung für einen schwierigen Start in die Saison, in die Nach-Breitenreiter-Ära. In der Super League ist der FCZ Tabellenletzter, sieglos nach fünf Runden und mit nur einem erzielten Tor. Die Kritik ist schon gross und laut gewesen, auch an Franco Foda, dem spröde wirkenden Trainer, den Canepa aber immer verteidigt hat. Und darum tut dem Präsidenten, dem Coach und der Mannschaft dieser Erfolg in Schottland so gut.
Es ist kein Abend des grossen Fussballs im Tynecastle Stadium von Edinburgh, das nicht. Der FCZ muss sich dem Druck der Hearts erwehren. Mirlind Kryeziu blockt eine Schuss von Alan Forrest, es ist eine Rettungsaktion in höchster Not. Ein Abschluss von Liam Boyce fliegt über das Tor von Yanick Brecher, es ist eine gefährliche Szene, die für den FCZ gut endet.
Der FCZ leidet in der ersten Halbzeit
Bis zur Pause sind die Hearts statistisch überlegen. 73 Prozent Ballbesitz, 10:1 Abschlüsse, 6:0 Corner – das ist die Sprache der Zahlen. Der FCZ kommt bis zu diesem Zeitpunkt mit dem 0:0 gut weg. Für die zweite Halbzeit greift Foda personell ein. Er bringt Marc Hornschuh und Wilfried Gnonto für Cheick Condé und den ebenso wirkunglosen Donis Avdijaj. Das Geschehen beginnt sich langsam zu drehen.
Und in der 54. Minute steht Jorge Grant dem FCZ grosszügig bei. Zuvor schon verwarnt, lässt er sich im gegnerischen Strafraum fallen. Es ist eine üble Schwalbe, die der belgische Schiedsrichter problemlos entlarvt. Grant sieht Gelb-rot. Und damit gewinnt der Schweizer Meister die Kontrolle über das Geschehen. Yanick Brecher, in der ersten Halbzeit souverän am Werk, hat kaum noch Arbeit zu erledigen, Heart kommt kaum noch zum Abschluss.
Ein Vertreter aus der Zürcher Kurve begibt sich auf tiefes Niveau und trifft Hearts-Goalie Gordon mit einem Gegenstand am Kopf. Sein Glück ist nur, dass Gordon darauf verzichtet, das zu einem Skandal zu machen. Beschämend ist die Aktion allemal. Wenig später trifft Aiyegun Tosin den Pfosten des Tores von Gordon.
Es ist die Vorwarnung für das, was Sekunden später folgt. Gnonto leistet die Vorarbeit, die Rohner mit dem Siegestor abschliesst. Und daheim am Zürichsee jubelt Ancillo Canepa so laut, als würde er schon die Millionen zählen, die dem Haushalt des FCZ so willkommen sind.
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