Twitter und Facebook greifen anDer Anfang vom Ende für Clubhouse?
Das soziale Plaudernetzwerk ist fulminant gestartet. Doch nun wollen Facebook und Twitter unsere Aufmerksamkeit zurück – und setzen auf eine bewährte Strategie.

«Was ihr da habt, ist kein Produkt, sondern ein Feature. Wenn ihr nicht verkauft, bauen wir es einfach nach.» Nein, das hat nicht etwa Facebook-Chef Mark Zuckerberg zu den Clubhouse-Gründern gesagt. So ähnlich verlief damals ein Treffen zwischen den Dropbox-Gründern und Apple-Chef Steve Jobs.
Aber so ähnlich könnte sich ein Gespräch zwischen Clubhouse und Facebook in den vergangenen Wochen angehört haben. Oder auch zwischen Clubhouse und Twitter. Beide etablierten Social-Media-Konzerne sind nämlich gerade daran die Hauptfunktion von Clubhouse zu kopieren.
Frühstart bei Twitter
Twitter ist schon etwas weiter und testet eine Funktion namens Spaces bereits mit ein paar Tausend Nutzerinnen und Nutzern. Im Prinzip funktioniert Spaces wie Clubhouse: Menschen treffen sich in einem virtuellen Raum, besprechen Sachen und halten Podien ab. Alles mit der Stimme und ohne zu tippen.
Dabei sieht die Twitter-Funktion Clubhouse ausgesprochen ähnlich, wie dieser Tweet eines amerikanischen Technik-Journalisten zeigt:
Auch bei Facebook sei man an solchen Liveaudiochats sehr interessiert, berichtet die «New York Times». Mark Zuckerberg selbst sei am vergangenen Sonntag bei Clubhouse aufgetaucht und habe über Virtual und Augmented Reality gesprochen.
Derweil sei bereits ein Team daran, einen eigenen Dienst oder mindestens eine Liveaudiofunktion zu entwickeln, berichtet die Zeitung weiter.
Dieses Vorgehen hat bei Facebook System, wie unser Rückblick auf zehn Jahre Instagram zeigt. Lässt sich ein aufstrebender Dienst nicht kaufen, wird er kopiert. So geschehen bei Snapchat (was den rasanten Aufstieg der App drastisch gebremst hat) und aktuell zu beobachten bei Tiktok, wo Facebook die Funktionsweise der Trend-App in der Instagram-Erweiterung Reels nachgebaut hat.
Netzwerkeffekt und Schneeballprinzip
Tatsächlich haben Facebook und Twitter gegenüber Clubhouse einen entscheidenden Vorteil: Beide haben schon ein grosses Publikum und können Audiochats als Zusatzfunktion einbauen. Clubhouse dagegen ist selbst immer noch in einer Betatestphase und lässt neue Nutzerinnen und Nutzer nur nach dem Schneeballprinzip zu – vorausgesetzt, sie haben ein iPhone oder iPad. Android wird nämlich noch nicht mal unterstützt.
Sollten die Branchengrössen mit ihren Audiofunktionen also vorwärtsmachen, könnte es für Clubhouse schwierig werden, über den aktuell überschaubaren Zirkel an Nutzerinnen und Nutzern hinauszukommen.
Das langsame Wachstum von Clubhouse kann aber auch zu einer Stärke werden. Aktuell haben die Diskussionen (mindestens im deutschsprachigen Raum) überraschend viel Niveau, Anstand und eine natürliche Unverkrampftheit.
Die für ihren rauen Umgangston bekannten (und immer häufiger dafür kritisierten) Twitter und Facebook werden bei Liveaudio garantiert noch mehr Mühe haben, ein freundliches Umfeld zu schaffen, als sie das bei Textbotschaften schon haben.
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