Geldberater: Der Marktschrei(b)erDentalexperte Straumann hat Biss
Implenia mit geschärfter Strategie +++ Schneider Electric ist besser als ABB +++ VAT zündet die nächste Stufe +++ Luzerner Kantonalbank plant weit voraus.

Straumann: Kaufen
Die Aktionäre von Straumann haben keinen Grund zur Klage. Seit 2013 ist das Dentalunternehmen im Durchschnitt 14 Prozent pro Jahr gewachsen, aus eigener Kraft. Das hohe Tempo ging nicht auf Kosten der Profitabilität, im Gegenteil. Die Betriebsgewinnmarge ist von 17 auf 27 Prozent gestiegen. Kein Wunder, hat sich der Wert des Unternehmens an der Börse verfünfzehnfacht. Es war für das Management daher schwierig, am Investorentag vergangene Woche Begeisterung auszulösen. «Big News» blieben aus. Die Pläne bis 2030 sind aber nicht von Pappe. Bis dann will Straumann 5 Milliarden Franken Umsatz erreichen. Das setzt eine organische Zuwachsrate von jährlich 11 Prozent voraus – wovon viele Unternehmen nur träumen können. Dabei soll die Betriebsgewinnmarge in einer Bandbreite von 25 bis 30 Prozent gehalten werden. Ich denke, das Bestreben wird sein, sie kontinuierlich in Richtung des oberen Werts zu steigern. Die mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 60 hohe Bewertung der Aktien bringt es mit sich, dass man sich auf eine längere Anlagedauer einstellen muss. Am besten bis 2030. Kaufen
Implenia: Halten
Bei Implenia scheint die Serie schlechter Nachrichten ein Ende gefunden zu haben. Der Chef des Bauunternehmens, André Wyss, sagte der «Finanz und Wirtschaft», seit über einem Jahr habe es keine grösseren Überraschungen mehr gegeben. Das Geschäft laufe wie geplant. Auch die Prognose für den diesjährigen Betriebsgewinn vor Steuern und Zinsen habe nicht korrigiert werden müssen. Es ist daher für 2021 mit rund 100 Millionen Franken zu rechnen. Implenia hat somit klar in die Gewinnzone zurückgefunden. Die Unternehmensleitung hat ihre Projekte offenbar besser im Griff. Das liegt unter anderem an der geschärften Strategie, nach der das volle Angebot von Hoch- und Tiefbau, Real Estate sowie Spezialitäten nur noch in der Schweiz und in Deutschland angeboten wird, wo Implenia gut verankert ist. In anderen europäischen Ländern beschränkt sich das Unternehmen auf Tunnelbau und andere Infrastrukturprojekte wie Brücken und vermeidet damit schwer kalkulierbare Risiken. Es gibt Grund für Optimismus. Halten
Schneider Electric: Kaufen
Schneider Electric gilt als einer der grössten Corona-Gewinner im Industriebereich. Ich habe mir die Aktien des französischen Konzerns etwas genauer angesehen, hat sich der Kurs doch seit Beginn der Pandemie mehr als verdoppelt. Der Konzern ist vergleichbar mit ABB, produziert jedoch profitabler und spezialisierter. Schneider bietet klassische Elektrotechnikkomponenten an wie etwa Schalter, Elemente aus Sicherungskästen und die entsprechende Steuerungselektronik. Alle Geräte sind drahtlos miteinander verbunden, was Effizienzgewinne verspricht, die nachhaltig sind. Bis 2024 will Konzernchef Jean-Pascal Tricoire ein jährliches Umsatzwachstum von 5 bis 8 Prozent erzielen und eine Marge von 18 bis 19 Prozent, was sehr realistisch ist. Bei den Bewertungskennzahlen handeln die Aktien des französischen Vorzeigeunternehmens derzeit mit einem leichten Aufschlag zu den Valoren der Konkurrenten ABB und Legrand. Er ist für mich aber noch moderat mit Blick auf das starke Softwareportfolio, das Schneider über Jahre strategisch aufgebaut hat. Kaufen
VAT: Halten
VAT zündet die nächste Stufe. Der mit Abstand führende Hersteller von Vakuumventilen plant die grösste Investition der Unternehmensgeschichte. Der Hauptteil der 160 Millionen Franken geht in die Erweiterung der Produktion im Stammhaus in Haag SG und in Malaysia. Bis 2024 wird die Kapazität ein Viertel erhöht bzw. in Fernost mehr als verdoppelt. VAT kann das Programm problemlos stemmen. Die Investitionen werden aus dem betrieblichen Cashflow finanziert. Die Gesellschaft verfügt über eine sehr solide Bilanz. Ich rechne damit, dass VAT schon im kommenden Jahr, netto gerechnet, keine Schulden mehr hat. Das Unternehmen profitiert auf absehbare Zeit von einer sehr hohen Nachfrage aus der Halbleiter-, Display- und Solarindustrie. Das im vergangenen Jahr bekannt gegebene Umsatzziel für 2025 von 1,1 Milliarden Franken – gegenüber den für 2021 erwarteten knapp 0,9 Milliarden – wird nach meiner Schätzung klar übertroffen werden. Die Weichen für anhaltend kräftiges Wachstum sind gestellt. Halten
Luzerner Kantonalbank: Halten
Die Ankündigung der Luzerner Kantonalbank (LUKB), ihr Eigenkapital 2023 um 500 Millionen Franken – also um rund ein Sechstel – zu erhöhen, hat überrascht. Erstens sind Kapitalerhöhungen bei Banken meistens Notmassnahmen und bedeuten für die Aktionäre in der Regel nichts Gutes. Zweitens wirkt die Ankündigung einer Kapitalerhöhung zwei Jahre im Voraus etwas seltsam. Doch es geht alles mit rechten Dingen zu und her. Erstens, und das finde ich für die Aktionäre besonders wichtig, macht die LUKB zuverlässig genug Gewinn, um auch auf der erhöhten Anzahl Aktien eine unveränderte Dividende zahlen zu können. Zweitens braucht der Kanton Luzern als Mehrheitsaktionär einfach seine Zeit, um die Sache durch das Parlament zu bringen. Ich halte die LUKB für eine geschickt agierende, effiziente Retailbank. Auf dem gegenwärtigen Kursniveau rentieren die Aktien 3 Prozent. Das ist nicht besonders viel, zumal die Bank aufgrund der Kapitalkonstellation ihre Dividende nicht unmittelbar erhöhen dürfte. Die Aktien anderer Kantonalbanken rentieren besser, beispielsweise jene der St. Galler KB mit 3,8 Prozent. Deshalb würde ich einen Wechsel des Investments in Betracht ziehen. Halten
Diese Kolumne wird von den Redaktorinnen und Redaktoren der «Finanz und Wirtschaft» verfasst. Sie haben sich verpflichtet, nicht in den entsprechenden Titeln aktiv zu sein. Wer die Tipps dieser Kolumne umsetzt, tut das auf eigenes Risiko. Die SonntagsZeitung übernimmt keine Verantwortung. Weitere Artikel der «Finanz und Wirtschaft» finden Sie unter www.fuw.ch
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