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Das unendliche Plaudern

Frank (Keanu Reeves) und Lindsay (Winona Ryder) verbringen ein gesprächiges Wochenende miteinander.
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Die Hochzeitssaison ist in vollem Schwung. So auch im Kino. Aber da kriegen wir natürlich nicht irgendeine mickrige Hochzeit zu sehen, sondern ein sogenanntes «Destination Wedding», wie es im Titel heisst. Konkret werden da die Hochzeitsgäste an eine schöne Location in Kalifornien eingeladen und verbringen dort mehrere Tage damit, das glückliche Paar zu feiern.

Victor Levin, Drehbuchautor und Regisseur in Personalunion scheint für solche Hochzeiten nicht viel übrig zu haben. Auf jeden Fall sind seine beiden Hauptfiguren Lindsay (Winona Ryder) und Frank (Keanu Reeves) alles andere als begeistert: Am liebsten wären sie ganz woanders. Das Problem ist der Bräutigam. Lindsay war mit ihm verlobt, er hat sie kurz vor der Hochzeit sitzengelassen. Sie hat die Einladung nur angenommen, um allen zu zeigen, dass sie darüber hinweg ist. Frank hat die Reise angetreten, weil ihn seine Mutter dazu gezwungen hat: Der Bräutigam ist sein Halbbruder.

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Man könnte beinahe Mitleid haben mit den beiden, doch sie sind nicht die sympathischsten Mitmenschen. Victor Levin macht das gleich von Anfang an klar, indem er folgenden Spruch einblendet: «Ein Narzisst kann nicht sterben, denn dann würde die Welt untergehen.»

Tatsächlich dreht sich nicht nur bei den beiden alles um sich selbst, auch im Film gibt es nichts anderes als Lindsay und Frank. Ryder und Reeves sind die einzigen Sprechrollen. Alle anderen Personen tauchen nur im Hintergrund und in den Gesprächen der beiden auf. Ryder und Reeves sind also in jeder einzelnen Szene zu sehen. Vor allem gibt es praktisch keine einzelne ruhige Sekunde. Die beiden diskutieren, streiten und plaudern ohne Unterbruch, mit Witz und ab und zu sogar ein wenig Charme.

Auf den Spuren von Stanley Cavell

Dabei überreden sie sich quasi aus Versehen, sich ineinander zu verlieben, denn sie verhandeln über unzählige Gespräche indirekt, wie eine Beziehung aussehen könnte. Dies erinnert an den kürzlich verstorbenen Philosophen Stanley Cavell, der viel über romantische Komödien geschrieben hat. Er argumentiert, dass eine erfolgreiche Beziehung auf einer stetigen gemeinsamen Konversation beruht. Nur dadurch und durch die gegenseitige Anerkennung der Differenz zwischen den beiden Partnern ist eine glückliche Beziehung möglich. Cavell sieht in den sogenannten Screwball Comedies der 30er und 40er den Höhepunkt dieser Kunstform, in der Wortwitz alles ist. «Destination Wedding» scheint nun dieser Tradition zu folgen.

«Destination Wedding» wird daher nie zu einer typischen modernen romantischen Komödie. Eine hübsche Montage, in der das überglückliche Paar sich leinwandgerecht umgarnt, bleibt ebenso aus, wie Slapstick. Stattdessen zeigt der Film das Paar in seiner ganzen Unbeholfenheit. Weder Meinungen noch Körper passen auf Anhieb zusammen. Auch wenn Lindsay und Frank sich näher kommen, die grossen epischen Gefühle bleiben aus. Die kühle Farbpalette des Films unterstreicht dies. Das Gleiche gilt für Keanu Reeves unbewegtes Gesicht. Doch dafür ist der Schauspieler ja bekannt.

«Destination Wedding» ist ab Donnerstag im Kino zu sehen.