Lohnrangliste des BundesDas sind die Topverdiener
bei den Bundesbetrieben
Ein Bundesratsmitglied verdient 484’000 Franken im Jahr, 30’000 Franken Spesen inbegriffen. Acht Chefs von Bundesbetrieben erhalten demgegenüber mehr als eine halbe Million. Die Details.

Der Ständerat sagte im März Nein zu einem Lohndeckel von maximal einer Million Franken jährlich für die obersten Chefs der Bundesbetriebe. Zu undifferenziert sei die Vorlage aus dem Nationalrat. Das bestehende System funktioniere, sagte Finanzminister Ueli Maurer, denn die Löhne würden in den Eignergesprächen diskutiert. Mit dem Nein des Ständerates war die Vorlage, die Alt-SP-Nationalrätin Susanne Leutenegger Oberholzer (BL) im Jahr 2016 angestossen hatte, vom Tisch.
Löhne von über einer Million Franken gab es bei den bundesnahen Betrieben 2021 trotzdem nicht. Dies zeigt das Kaderlohnreporting, das der Bundesrat am Mittwoch veröffentlichte. Auf beachtliche Summen kommen die ersten acht Chefs der Bundesbetriebe aber auch so alleweil. Die Rangliste führen die Chefs der Postfinance, der Post und des Technologiekonzerns Ruag International an.
Dies sind die Topverdiener beim Bund:
Hansruedi Köng, 832’046 Franken

Nationaler und internationaler Zahlungsverkehr. Dies ist das Hauptgeschäft der Postfinance, einer Tochtergesellschaft der Post. CEO der Postfinance ist Hansruedi Köng. Er ist unangefochtener Spitzenreiter in der Rangliste der Kaderlöhne bei den Bundesbetrieben.
Zusätzlich zum Fixlohn von 683’000 Franken erhielt Köng einen Erfolgsbonus von 113’000 Franken. Spesen von knapp 20’000, Geschäftswagenkosten von knapp 10’000, SBB-GA und Handykosten ergeben unter dem Strich das Spitzensalär von 832’046 Franken.
Roberto Cirillo, 821’285 Franken

Die Post ist im Dauerumbruch. Pöstlerinnen und Pöstler stellen jährlich etwa 1,7 Milliarden adressierte Briefe zu. Die Menge an Paketen stieg zuletzt um über 20 Prozent. Oberster Postchef ist seit 2019 der Tessiner Roberto Cirillo. Der Maschinenbauingenieur ETH kassierte letztes Jahr 671’000 Franken Fixlohn und 111’000 Franken Erfolgsbonifikation. Spesen und Repräsentationspauschale von 30’000 sowie sonstige Nebenleistungen ergeben mit gut 821’000 Franken Rang zwei in der Kaderlohnliste. Auffallend: Der Tessiner hat einen Geschäftswagen und verzichtet aufs SBB-GA.
André Wall, 794’538 Franken

Luft- und Raumfahrt, Verteidigung und Sicherheit. Das sind die Hauptbetätigungsfelder des Technologiekonzerns Ruag International mit Sitz in Bern. Der oberste Chef von 6300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erhielt 2021 einen Fixlohn von 560’000 Franken. Zuzüglich Erfolgsanteilen und Boni von
201’000 Franken. Der 55-jährige Diplom-Ingenieur, bis vor kurzem Chief Technical Officer bei der spanischen Fluggesellschaft Iberia, erhielt sodann 24’000 Franken Spesen und Repräsentationspauschalen. 10’000 Franken werden Wall im Kaderlohnreporting für die private Nutzung des Geschäftswagens angerechnet.
Vincent Ducrot, 757’382 Franken

Der Chef des grössten Schweizer Verkehrsunternehmens kommt auf einen Bruttojahreslohn von 757’000 Franken. Ducrot studierte an der EPFL Lausanne Elektroingenieur und war von 1993 bis 2011 für die SBB in verschiedenen Funktionen tätig. Seit dem 1. April 2020 ist er oberster operativer SBB-Chef. Dessen Lohn setzt sich zusammen aus einem Fixlohn von 633’000 Franken und einem variablen Lohn (Boni) von 85’000 Franken. Spesen und GA SBB zum privaten Gebrauch machen für den CEO der SBB AG 39’000 Franken aus.
Die Konzernleitung hat sich entschieden, wegen der schlechten finanziellen Lage bei den SBB den variablen Teil des Lohns freiwillig zu limitieren. Bei Ducrot sank der variable Lohnbestandteil im Vergleich zum Vorjahr von gut 260’000 auf 85’000 Franken.
Felix Weber, 634’168 Franken

Der CEO des grössten Schweizer Unfallversicherers Suva besserte 2021 seinen Fixlohn von 480’000 Franken mit einer Einmalzahlung (Boni, Erfolgsanteile) von 144’000 Franken auf. Hinzu kommen 10’000 Franken Nebenleistungen. Darunter fallen 3600 Franken für Krankenkassenprämien und ein GA SBB für 6300 Franken.
Gilles Marchand, 534’014 Franken

Der Chef über siebzehn Radio- und sieben Fernsehprogramme, Gilles Marchand, kam letztes Jahr auf einen Lohn von 534’000 Franken. Fixlohn: knapp 400’000 Franken. Boni: 100’000 Franken. Spesen, Geschäftswagen und GA SBB für gut 36’000 Franken heben den SRG-Chef in den exklusiven Club der bundesnahen Topmanager, die mit über einer halben Million mehr verdienen als ein Bundesratsmitglied. Diese kommen auf 484’000 Franken.
Ebenfalls über eine halbe Million kassierten letztes Jahr Andres Berger, Geschäftsführer des Rüstungsbetriebs Ruag MRO, sowie Skyguide-CEO Alex Bristol.
Ständerat Minder will deckeln
Der parteilose Schaffhauser Ständerat Thomas Minder sagt, er lese diesen Bericht über die Kaderlöhne der Bundesbetriebe nicht mehr. Zu sehr schockierten ihn «diese absurd hohen Löhne». Der Vater der Abzockerinitiative, die sich gegen Millionenlöhne in der Privatwirtschaft wandte, ist der Ansicht, für die Spitzenlöhne der Bundesbetriebe sollte ein Lohndeckel von 500’000 Franken eingeführt werden. «Es wäre nach diversen gescheiterten Anläufen wieder an der Zeit, das Thema Lohndeckel zusammen mit den Linksparteien erneut aufzunehmen,» sagt Minder.
Benjamin Gafner ist seit dem Jahr 2000 Bundeshausredaktor. Schwerpunkte seiner Berichterstattung betreffen sicherheits- und migrationspolitische Themen.
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