Nuklearprogramm des IranDas Mullah-Regime nähert sich der Atombombe
Die internationale Atomaufsicht hat in Iran einen besorgniserregenden Fund gemacht. Im Atomstreit zwischen dem Westen und Teheran ist eine Eskalation wahrscheinlich.

Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) haben im Iran Uran entdeckt, das fast auf das Niveau angereichert war, das allgemein als Schwelle für die Verwendung in Atomwaffen gilt. Diese liegt bei 90 Prozent Anteil des spaltbaren Isotops Uran 235. Das im Iran gefundene Material hat ein Niveau von 84 Prozent.
Diplomaten aus westlichen Ländern haben inzwischen einen entsprechenden Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg bestätigt. Damit ist eine scharfe Eskalation im Atomstreit mit dem Iran wahrscheinlich. Die IAEA selbst nahm zu dem Bericht nicht Stellung und teilte lediglich mit, ihr Generaldirektor Rafael Mariano Grossi erörtere mit dem Iran Ergebnisse der jüngsten Inspektionen. Nach Auskunft von Diplomaten am Sitz der Behörde in Wien hat die IAEA den Iran um eine Erklärung für den Fund der Inspektoren gebeten.
Iranische Behörden dementieren Medienberichte
Der Sprecher der iranischen Atomenergieorganisation, Behrouz Kamalvandi, dementierte laut der amtlichen Nachrichtenagentur Irna die Produktion von Uran mit einem Anreicherungsgrad von mehr als 60 Prozent. «Bisher haben wir keinen Versuch unternommen, auf mehr als 60 Prozent anzureichern.» Die Existenz von Uran-Partikeln mit einem höheren Anreicherungsgrad bedeute nicht, dass die Produktion mit einem Anreicherungsgrad von mehr als 60 Prozent erfolge.
Westliche Diplomaten sagten, es müsse geklärt werden, ob das Material absichtlich produziert worden oder ob es unbeabsichtigt entstanden sei. Der Iran hatte in der Urananreicherungsanlage in Fordow technische Änderungen an zwei Kaskaden mit Gasultrazentrifugen vorgenommen, die zur Anreicherung dienen. Diesen Eingriff hätte Teheran laut der IAEA deklarieren müssen, was aber nicht geschah.
Der Iran hat offenbar die Verbindungsrohre zwischen den Maschinen und den beiden Kaskaden verändert, die zuvor Uran auf 60 Prozent angereichert hatten. Wird die Konfiguration der Rohre geändert, mit denen das gasförmige Uranhexafluorid in die Zentrifugen eingespeist und aus ihnen abgeleitet wird, kann sich das auf den Anreicherungsgrad auswirken.
Ein früherer IAEA-Chefinspektor bezweifelt, dass es sich um einen Fehler oder ein Versehen handelt.
Der frühere Chefinspektor der IAEA Olli Heinonen, der inzwischen für das Stimson Center in Washington arbeitet, bezweifelt allerdings, dass es sich um einen Fehler oder ein Versehen handelt. Man müsse den Bericht der IAEA abwarten, der die Fakten klarstellen werde, sagte er auf Anfrage. Möglich sei, dass der Iran bereits stark angereichertes Uran in eine Kaskade eingespeist habe, die normalerweise mit Ausgangsmaterial mit einem geringeren Niveau betrieben werde.
Denkbar sei auch, dass der Iran Versuche zur Anreicherung auf waffenfähiges Niveau unternommen habe, ohne am Ende derartiges Material zu produzieren. Technisch ist das möglich, indem in eine Kaskade Uran mit einem gewissen Anreicherungsgrad eingespeist wird. In den Zentrifugen wird ein Teil des Materials, das Produkt, dann weiter angereichert. Der andere Teil wird abgereichert, gewissermassen der Abfall. Werden diese beiden Ströme am Ende wieder miteinander vermischt, hat das Endprodukt denselben Anreicherungsgrad wie das Ausgangsmaterial.
Erkenntnisse für Produktion von waffenfähigem Material
Allerdings würden solche Versuche dem Iran technische Erkenntnisse bringen für die Produktion von waffenfähigem Material. Die Inspektoren könnten dies etwa feststellen, wenn sie Proben an einer Stelle aus der Anlage nehmen, bevor die beiden Uranströme wieder vermischt werden.
Heinonen verwies auch darauf, dass Uran mit einem Anreicherungsgrad von 84 Prozent bereits für militärische Zwecke geeignet sei – die 1945 von den USA über Hiroshima gezündete Bombe habe Uran mit einem Anreicherungsgrad von 80 Prozent enthalten. Im Vergleich mit 90-prozentigem Uran ist dann aber eine grössere Menge Uran erforderlich, um die kritische Masse zu erreichen, die eine nukleare Kettenreaktion auslöst.
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