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Dammbruch: Überlebenschancen der 305 Vermissten «sehr gering»

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Mindestens 58 Tote und noch über 305 Vermisste: Dies ist die vorläufige Bilanz der Dammbruch-Katastrophe in Brasilien, wie ein Sprecher des brasilianischen Zivilschutzes am Sonntagabend sagte. «Nach 48 Stunden Arbeit ist die Chance, jemanden lebendig zu finden, sehr gering», sagte der Leiter der Suchoperation, Eduardo Angelo, den Angehörigen, wie der britische Sender «BBC» berichtet.

Die Schlammlawine riss alles mit, was ihr im Wege stand: Häuser, Menschen, Tiere. «Ich habe alles verloren. Wir sind gerannt, meine Frau und mein Enkel, nur mit unserer Kleidung am Körper», sagte Virgilio Fernandes Pessoa am Wochenende der Zeitung «Estado de Minas».

Fernsehbilder zeigten dramatische Szenen mit Rettern, die von Hubschraubern aus Menschen aus roten Schlammmassen zogen. (25. Januar 2019) Video: AFP

Rund 200 Feuerwehrleute und 13 Helikopter waren an den Such- und Bergungsarbeiten beteiligt. Israel schickte am Sonntag 130 Soldaten und 16 Tonnen Material an die Unglücksstelle, um bei den Such- und Bergungsarbeiten zu helfen. «Leben zu retten ist keine Frage der Entfernung, sondern wie weit zu gehen du bereit bist», schrieben die Streitkräfte vor dem Abflug Richtung Brasilien auf Twitter.

Auch am Sonntag heulten die Sirenen

Der Damm an der Mine des brasilianischen Bergbaukonzerns Vale war am Freitag gebrochen. Am frühen Sonntagmorgen heulten erneut die Sirenen – Menschen liefen in Schlafanzügen auf die Strasse.

In einem anderen Rückhaltebecken der Mine waren erhöhte Wasserstände gemessen worden, teilte Vale mit. Aus Angst vor einem weiteren Dammbruch evakuierte die Feuerwehr mehrere Ortschaften in der Region. Rund 24'000 Menschen würden in Sicherheit gebracht, teilte die Feuerwehr am Sonntag mit.

Im Fernsehen waren dramatische Szenen von den Rettungsarbeiten zu sehen: Von Helikoptern aus zogen Retter Menschen aus dem Schlamm. Ein Mann hievte seine vor Schmerzen schreiende Frau aus den Trümmern.

Vale kennt Unfallursache nicht

Die tödliche Mischung aus Wasser, Geröll und Erde hat eine breite Schneise der Zerstörung in das satte Grün von Brumadinho geschlagen. Wie es genau zu dem Unfall kam, sei noch unklar, sagte Vale-Präsident Fábio Schvartsman. Er sprach von einer «fürchterlichen Tragödie».

Das Umweltministerium kündigte eine Strafe in Höhe von 250 Millionen Real (rund 66 Millionen Franken) gegen den Konzern an. Insgesamt ergossen sich nach Angaben von Vale rund zwölf Millionen Kubikmeter Schlamm über die Anlage und die nahe liegenden Siedlungen.

Die Staatsanwaltschaft leitete eine Untersuchung ein, um die Verantwortlichen für das Unglück zu ermitteln. Der deutsche TÜV Süd hatte die Dämme im vergangenen Jahr geprüft, wie das Unternehmen auf Anfrage bestätigte.

«Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um den Opfern zu helfen, die Schäden gering zu halten, die Fakten zu ermitteln, für Gerechtigkeit zu sorgen und diese Tragödien für die Brasilianer und die Umwelt künftig zu verhindern», schrieb Staatschef Jair Bolsonaro auf Twitter.

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Der rechtspopulistische Präsident steht freilich in dem Ruf, den Unternehmen weitgehend freie Hand zu lassen und von strengen Umweltschutzbestimmungen wenig zu halten.

Forderung nach strengeren Kontrollen

Naturschutzverbände forderten eine strengere Kontrolle. Brasilien müsse die Regierungsbehörden stärken, die die wichtige Aufgabe hätten, die wirtschaftlichen Aktivitäten mit hohem Risiko für Umwelt und Gesellschaft zu überwachen, sagte der Direktor der Naturschutzorganisation WWF in Brasilien, Mauricio Voivodic.

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Zwei Tage nach dem Dammbruch an der Eisenerzmine Córrego do Feijão im Bundesstaat Minas Gerais werden noch immer 250 Menschen vermisst. Karte: Google

Im Jahr 2015 gab es in Minas Gerais bereits ein ähnliches Unglück. Bei der «Tragödie von Mariana» kam es in einem Eisenerzbergwerk zu einem Dammbruch an einem Rückhaltebecken. Seinerzeit kamen 19 Menschen ums Leben.

Das damalige Betreiberunternehmen Samarco gehörte ebenfalls Vale sowie dem australisch-britischen Konzern BHP. Eine riesige Welle mit Schlamm und schädlichen Stoffen ergoss sich in angrenzende Ortschaften und kontaminierte den Fluss Rio Doce auf rund 650 Kilometern Länge, bis in den Atlantik floss die braunrote Brühe.

sda/afp/oli/roy