Deal mit ÖlkonzernColdplay müssen sich gegen Greenwashing-Vorwürfe wehren
Die Band versprach eine möglichst klimafreundliche Welttour und pflanzt für jedes verkaufte Ticket einen Baum. Gleichzeitig arbeiten die Briten aber mit einer Firma zusammen, die Wälder roden soll.

Die britische Pop-Rock-Band Coldplay mit Frontmann Chris Martin zählt zu den erfolgreichsten Bands des Jahrtausends. Allein auf Spotify hat sie fast 60 Millionen monatliche Hörer und damit die sechstmeisten Hörer auf der Plattform. Ihre letzte Tour, «Head Full of Dreams», soll laut Angaben des US-Medienunternehmens Live Nation zu den umsatzstärksten Welttourneen aller Zeiten zählen. Über eine halbe Million Fans brachten den vier Engländern eine halbe Milliarde US-Dollar Umsatz.
Nach vier Jahren kehren Coldplay nun mit der «Music of the Spheres World Tour» zurück auf die Weltbühne. Und dies mit dem Anspruch, so klimafreundlich wie möglich zu sein. Zwei Jahre lang hat sich die Band mit Klimaexperten ausgetauscht, wie sie auf Instagram schreibt. Nun erntet sie Kritik von einer Umweltorganisation.
Nachhaltiger Treibstoff für Privatjet
Letzte Woche kündigten Coldplay die Zusammenarbeit mit dem Mineralölunternehmen Neste an. Die Band will ihre CO2-Emissionen im Vergleich zur letzten Tour halbieren. Das finnische Unternehmen stellt der Band nachhaltigen Flugzeugtreibstoff zur Verfügung, wie Neste in einer Medienmitteilung schreibt.
Was in ihrer gemeinsamen Mitteilung nicht erwähnt werde, sei, wo genau diese «nachhaltigen» Kraftstoffe herkämen, stellt die Umweltdachorganisation Transport & Environment eine Woche nach der Ankündigung fest. Ausserdem soll Neste für die Rodung von mindestens 10’000 Hektaren Wald in Ländern wie Indonesien und Malaysia verantwortlich sein, berichtet der «Guardian».
Carlos Calvo Ambek, Senior Director der Umweltdachorganisation Transport & Environment, beschuldigt Neste, Coldplay auf «zynische Weise» für eigenes Greenwashing zu nutzen. «Dies ist ein Unternehmen, das mit der Art der Entwaldung in Verbindung gebracht wird, die Chris Martin und seine Fans entsetzen würde.» Es sei noch nicht zu spät, die Partnerschaft zu beenden, betont Ambek.
«Wir haben nicht den Anspruch, alles richtig gemacht zu haben»
Die Band schreibt in einem Statement, dass sie bei der Ankündigung der Tour schon gesagt habe, dass sie ihr Bestes gebe, möglichst nachhaltig und kohlenstoffarm zu sein. Dies sei jedoch ein laufender Prozess. «Wir haben nicht den Anspruch, alles richtig gemacht zu haben.» Die Band habe die Garantie erhalten, dass Neste keine neuen Rohstoffe verwende, insbesondere kein Palmöl. Aktuell macht Palmöl 7 Prozent der Kraftstoffproduktion des Unternehmens aus.

Hanna Leijala, Kommunikationsmanagerin von Neste, sagt dem «Guardian»: «Für unsere Zusammenarbeit mit Coldplay wurde konventionelles Palmöl nicht als Rohstoff verwendet.» Und sie ergänzt, dass Neste den Anteil von Palmöl bis Ende 2023 auf 0 Prozent reduziere. Der Flugzeugtreibstoff des finnischen Unternehmens werde aus Speiseöl, tierischen Fetten und anderen Abfällen produziert.
Die europäische Umweltdachorganisation Transport & Environment betont jedoch, dass es «zweifelhaft» sei, Speiseöl als nachhaltig zu betrachten. Studien zeigten, dass die meisten Lieferungen in die EU aus Ländern wie Indonesien, Malaysia und China kämen.
«Coldplay wurden verarscht»
Schon für 40 wiederaufladbare Batterien von BMW wurden Coldplay kritisiert. Der deutsche Autohersteller stellte diese zur Verfügung, um die Shows mit Strom zu versorgen. Eoin Dubsky, Senior Campaign Manager bei der gemeinnützigen Organisation SumOfUs, sagt dem «Guardian»: «Coldplay wurden verarscht.» BMW versuche die Pläne der EU für emissionsfreie Fahrzeuge bis 2035 zu verhindern. «Und dafür konnten sie Coldplay nutzen», erklärt Dubsky.
Die Band habe sich auch an andere Elektroautohersteller gewandt, erklären Coldplay. BMW sei derjenige gewesen, der seine Hilfe angeboten habe. «Wir haben keine Verbindung zu oder Einfluss auf ihre Unternehmenspolitik», ergänzt die Band. Sie sei jedoch offen für Verbesserungsvorschläge.
Auch Billie Eilish wäscht grün
Coldplay sind nicht die einzigen Musiker, die sich mit Greenwashing-Vorwürfen beschäftigen müssen. Die US-Sängerin Billie Eilish brachte letztes Jahr eine Kollektion mit dem Modegiganten H&M auf den Markt. Angekündigt wurde sie als «nachhaltiges Merchandise». Laut dem Öko-Blog «Eco Stylist» sollen die Kleider jedoch alles andere als nachhaltig sein. Bei der Zusammenarbeit sind 16 Kleidungsstücke entstanden.

Wirklich «bewusst» produziert seien jedoch nur zwei Kleidungsstücke. Bei einer Jogginghose und einem T-Shirt weist H&M darauf hin, dass der Baumwollanteil tatsächlich biologisch ist, wie «Eco Stylist» schreibt. Dies sei die einzige Information, die man über die Nachhaltigkeit der Produkte finde. Der Rest bestehe aus Acryl und Polyester, die aus nicht recyceltem Öl gewonnen würden. Dies seien die am wenigsten nachhaltigen Stoffe, die man für die Kleiderproduktion brauchen könne.
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