Asche über mein Haupt
Wenn Pflanzen plötzlich sprechen und sich über die Arbeit der Gärtner beschweren könnten, wäre die Bilanz des letzten Jahres vermutlich keine gute. Warum der Vorsatz fürs 2016 trotzdem lautet «weiter so im Text».
Eigentlich sollte man mir das Sorgerecht entziehen. Zumindest, wenn die Art und Weise, wie ich meinen Garten behandle, Rückschlüsse auf mein fürsorgerisches Talent zuliesse.
Früher glaubte man ja, dass Tiere in der Zeit zwischen den Jahren, den sogenannten Raunächten, sprechen konnten, damit sie Gelegenheit hatten, sich über ihre Meister zu beschweren. Oh weh, was hätten wohl die Tiere und Pflanzen in meinem Garten über mich erzählt?
Der Rasen: «Ich bin dieses Jahr fast erstickt im Moos und wie oft sie mich gemäht hat, kann man an einer Hand abzählen!» Die Stauden: «Uns liess sie um ein Haar verdursten! Erst wenn unsere Blätter lampig waren, hat sie zum Schlauch gegriffen.» Der Rasen: «Ich wurde dafür ersäuft! Ständig hat sie das Planschbecken auf mir entleert!» Die Kartoffeln: «Uns hat man vergessen zu ernten!» Die Bohnen: «Uns auch!» Die Kletterrose: «Und bei mir hat sie nicht mal bemerkt, dass ich dieses Jahr das erste Mal geblüht habe.»
Ja, ich gebe es zu. Ich war eine schreckliche Gärtnerin letztes Jahr. Einzig Ameisen, Blattläuse und Schnecken dürften sich lobend über mich geäussert haben. Die Fenstersimse blieben ungeschmückt, der Komposthaufen ungewendet und die Bohnenstangen, die ein Herbststurm ins Staudenbeet schleuderte, liegen noch immer da. Vor allem aber blieben meine hochfliegenden Pläne allesamt in der Schublade. Ich habe kein neues Beet angelegt, weder Bäume noch Sträucher gepflanzt, geschweige denn einen Schwimmteich gegraben. Stattdessen verbrachte ich die Gartensaison Glace und Wassermelone essend in Sohnemanns Planschbecken.
Ich bekenne mich also schuldig, möchte aber mildernde Umstände geltend machen. Hochschwanger zu sein war im Hitzesommer 2015 schlicht nicht anders auszuhalten. Ausserdem lässt sich ein durstiges Staudenbeet leichter ignorieren, als ein hungriger Zweijähriger. Und Wasser stört in der Wiese auch weniger als in den Beinen.
Gerne würde ich diesen Text nun reumütig und mit einer ganzen Reihe neuer Vorhaben schliessen, insbesondere, wenn ich einen Blick in die derzeit eintreffenden Saatgutkataloge werfe. Aber Sie wissen ja wie es ist mit guten Vorsätzen. Für 2016 werde ich mir darum einfach mal vornehmen, den Garten zu geniessen. Und zu schauen, dass ich wenigstens die zwei Kinder unbeschadet durchs Jahr bringe.
Sandra Weber
Erstellt: 14.01.2016, 15:54 Uhr
Inspirationen fürs neue Gartenjahr
Falls Sie bereits Pläne fürs neue Gartenjahr schmieden, empfehle ich das Stöbern in Saatgutkatalogen. Nebst den Klassikern findet man bei folgenden Anbietern auch alte und seltene Gemüse- und Blumensorten in Bio-Qualität. Warum nicht mal Kerbelrübe, Erdbeerspinat oder Haferwurzeln ausprobieren?
gartenshop.sativa-rheinau.ch
www.zollinger-samen.ch
www.arthasamen.ch

Etwas gesehen, etwas geschehen?
Haben Sie etwas Spannendes gesehen oder gehört?
Schicken Sie uns ihr Bild oder Video per
2 Kommentare