BDP-Politiker droht wegen Hitler-Tweet der Parteiausschluss
«So unendlich schlecht kann er nicht gewesen sein»: Mit dieser Aussage zu Hitler riskiert Thomas Keller seine politische Karriere.
Der BDP-Politiker und Bauunternehmer Thomas Keller aus dem Kanton Thurgau setzte am späten Montagabend einen Tweet ab, der eine seines Erachtens «einseitige» Geschichtsschreibung zu Adolf Hitler kritisiert: «So unendlich schlecht kann dieser Mann nicht gewesen sein», schreibt Keller. Die Reaktion liess nicht lange auf sich warten: Die BDP Schweiz forderte nur Stunden später die BDP Thurgau auf, Keller aus der Partei auszuschliessen.
Der Bauunternehmer antwortete auf einen Kommentar zu einem «Blick»-Artikel über einen Tessiner Polizisten, der online mit Hassparolen zur Rassendiskriminierung aufrief und Ausländer mitunter «Hunde und Schweine» nannte. Kenny Gubser, ebenfalls BDP-Politiker aus dem Kanton St. Gallen, sagte dazu: «Solche Personen hätten eigentlich gar nichts im Staatsdienst zu suchen. Ein geistiges Armutszeugnis. #notoracism»
Dann schaltete sich Keller ein. «Sorry Kenny, aber in der Person Adolf Hitler, sehe auch ich nicht nur den menschenverachtenden bösartigen Tyrannen und Diktator.» Er glaube, die heutige Geschichtsschreibung sei «ziemlich aus einer einseitigen Perspektive». Keller schlussfolgerte: «So unendlich schlecht kann dieser Mann nicht gewesen sein.»
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Im Gespräch mit dieser Zeitung erklärte Keller, er wolle den Nazi-Herrscher «definitiv nicht verherrlichen». «Der hat x Millionen Menschen getötet! Ich bin ganz klar gegen Rassismus und eine Verherrlichung von allem, was mit Machtmissbrauch zu tun hat.» Zum Beispiel «ein Volk so zu lenken, dass es andere abschlachtet».
Keller glaubt allerdings nicht, dass ein Mensch ausschliesslich schlecht sein kann. Er habe auf die Aussage seines Parteikollegen reagiert – den «Blick»-Artikel habe er gar nicht gelesen. Mit den Aussagen des Tessiner Polizisten konfrontiert, sagte Keller: «Ja, das ist hässlich.»
Nun ist über Keller eine Welle hereingebrochen, die er so nicht erwartet hatte. Er würde den «politisch grenzwertigen» Tweet «nie wieder» so absetzen, er habe das Potenzial der sozialen Medien «so richtig unterschätzt». Die Aussage sei aber weder falsch noch unanständig. «Dazu muss ich jetzt stehen und fertig.» Es tue ihm leid, dass seine Aussage Leuten «in den falschen Hals» geraten ist.
«Ich verstehe, dass sie reagieren müssen»
Noch vor 9 Uhr am Dienstagmorgen hat sich die BDP Schweiz eingeschaltet. «Die BDP Schweiz distanziert sich entschieden von den Aussagen von Thomas Keller und wird die @BDPTG bitten, das Ausschlussverfahren einzuleiten», so die Partei auf Twitter.
«Ich verstehe, dass sie reagieren müssen», meint Keller dazu und bereut noch einmal seinen «politisch sehr, sehr gefährlichen Tweet».
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Sein Standpunkt, dass alle Menschen etwas Gutes in sich tragen, gilt für den BDP-Politiker auch für Flüchtlinge – und er kritisiert die Rhetorik der SVP in der Asylpolitik. Vor rund einem Jahr sei er mit einer SP-Politikerin in Romanshorn zu einem Treffen mit Flüchtlingen gegangen. «Wenn man die Hintergründe hört, ist logisch: Keiner flüchtet freiwillig.»
Der 35-jährige Keller war bis vor einigen Monaten Präsident der Jungen BDP Thurgau. Er hatte die Altersgrenze erreicht und deswegen sein Amt abgegeben. Aktuell ist er noch Vorstandsmitglied der BDP Weinfelden.
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