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Aussenseiter Köppel

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Und jetzt: wieder Fokus auf die SVP. Nationalrat Roger Köppel lanciert das Zürcher Superwahljahr. Er will in den Ständerat, wie er heute vor den Medien bekannt gab. Der «Weltwoche»-Verleger und -Journalist prescht in der nachrichtenarmen Neujahrswoche vor und garantiert damit sich und der schwächelnden SVP früh im Wahljahr die maximale Aufmerksamkeit. Das ist taktisch klug für die Partei, im Ständeratsrennen wird Roger Köppel aber Aussenseiter sein.

Köppel wurde 2015 mit einem Glanzresultat in den Nationalrat gewählt. Von Listenplatz 17 aus gestartet, war er schliesslich jener Nationalrat, der am meisten Stimmen erhielt. Er verwies damit Shootingstar Natalie Rickli auf den zweiten Rang.

Problem bei Mehrheitswahlen

Das ist aber nur eine Lesart des Resultats. Weniger glanzvoll war Köppels Abschneiden in der Panaschierstatistik, also der Rangliste, die abbildet, wie beliebt ein Kandidat oder eine einzelne Kandidatin bei den Wählern anderer Parteien ist. Gezählt werden all jene Stimmen, die von parteifremden Listen eingegangen sind. Zwar erreichte Köppel über alle Parteien hinweg Rang 10, aber er lag hinter Natalie Rickli zurück. Auf 1000 fremde Wahlzettel kamen 47,7 Stimmen für Köppel, Rickli erhielt 50,1.

Köppel tritt im kommenden Herbst gegen die beiden bisherigen Ständeräte Ruedi Noser (FDP) und Daniel Jositsch (SP) an, sofern die Partei sein Vorhaben gutheisst. Jositsch war 2015 Panaschierkönig. Er erhielt 106,2 Panaschierstimmen pro 1000 fremde Wahlzettel. Und auch Ruedi Noser schnitt besser als Köppel ab. Rang 4 mit 78,5. Hinzu kommt, dass Jositsch und Noser vom Bisherigen-Bonus profitieren.

Ständeratswahlen sind Mehrheitswahlen und damit Persönlichkeitswahlen – und das bereitet der SVP Mühe. «Die profiliertesten Köpfe der SVP sind in der Regel Hardliner, deren Beliebtheitsgrad nicht mit ihrem Bekanntheitsgrad deckungsgleich ist», schreibt Politikwissenschaftlerin Sarah Bütikofer auf dem Blog Defacto. Die polarisierenden Kandidaten (es sind häufig Männer) sind für bürgerliche Wählerinnen und Wähler oftmals nicht wählbar. «Und die gemässigten SVP-Politiker sind ausserhalb der Partei zu wenig bekannt beziehungsweise parteiintern weniger geschätzt, was eine Nomination als Ständeratskandidat häufig verhindert», schreibt Bütikofer weiter.

Blocher und Maurer scheiterten

Sinnbildlich dafür stehen die vergangenen Ständeratswahlen im Kanton Zürich. Seit 2007 wartet die Zürcher SVP darauf, wieder einen Vertreter ins Stöckli zu senden. Weder polarisierende Köpfe noch unbekannte haben die Wahl geschafft. Die Zürcher Stimmbevölkerung sagte Nein zu Ueli Maurer, Nein zu Christoph Blocher und Nein zu Hans-Ueli Vogt.

Von 1998 bis 2007 sass Hans Hofmann für die SVP im Ständerat, ein konservativer Exekutivpolitiker, im Stil kein Polterer. Dann sollte 2007 Ueli Maurer diesen Sitz verteidigen. Er verlor im zweiten Wahlgang gegen die damalige grünliberale Regierungsrätin Verena Diener. SP-Kandidatin Chantal Galladé verzichtete damals im zweiten Wahlgang, um Maurer zu verhindern.

Vier Jahre später versuchte es die SVP erneut mit einer polarisierenden und prominenten Figur: Christoph Blocher versuchte nach 1987 zum zweiten Mal, einen Sitz im Ständerat zu ergattern. Blochers Kandidatur sorgte dafür, dass die beiden Bisherigen, Felix Gutzwiller (FDP) und Verena Diener, im ersten Wahlgang das absolute Mehr verpassten. Nachdem sich der SP-Kandidat für den zweiten Wahlgang zurückzogen hatte, blieb aber auch Blocher chancenlos. Die beiden Bisherigen – oder der Wille, Blocher zu verhindern – konnten parteiübergreifend überzeugen.

Eine EU-Debatte für die Partei

Vor vier Jahren trat die SVP schliesslich mit einem eher unbekannten, urbanen Gesicht an: Hans-Ueli Vogt. Doch auch er blieb am Ende erfolglos. Zwar zwang er Ruedi Noser (FDP) in einen zweiten Wahlgang, dort blieb dieser aber ungefährdet. Der gemässigte Sozialdemokrat Jositsch hingegen wurde im bürgerlichen Kanton Zürich schon im ersten Wahlgang gewählt. Dieses Resultat habe durchaus System, schreibt Politikwissenschaftlerin Bütikofer: «Die Parteien des linken Spektrums, die in keinem Kanton über eine solide Mehrheit verfügen, gewinnen bei Ständeratswahlen vor allem dann einen Sitz, wenn sich die bürgerlichen Parteien über ihre Kandidierenden uneinig sind.»

Köppel ist sich dieser schwierigen Ausgangslage bewusst. Er formuliert es in seiner Medienmitteilung so: «Die besten Chancen haben rechte Politiker, die links sind, und linke Politiker, die rechts sind.» Sein Ziel: Er will mit seiner Kandidatur eine EU-Debatte auslösen. «Die grosse Zahl der Zürcher EU-Skeptiker von links bis rechts soll im Ständerat endlich angemessen vertreten werden», schreibt er. Köppel rückt die SVP in Zürich in den Fokus, eine Partei, die in den vergangenen Monaten Mühe mit der Mobilisierung hatte, bei Wahlen Niederlagen einstecken musste und bei Abstimmungen unterlag.