
Ein kollektiver Seufzer der Erleichterung wird in wenigen Tagen um den Globus gehen, wenn Donald Trump von der grossen politischen Bühne abtritt. Es gibt keine grössere Reizfigur als ihn und keine, die stärker polarisiert. Trump hat dabei gerade auch auf Leute wie mich, die sich stets von neuem über ihn empören konnten – und wahrscheinlich auch auf Sie, die diesen Text hier lesen –, eine Wirkung fast wie eine Droge: Man bringt ihn kaum mehr aus dem Kopf und kriegt dennoch nie genug Stoff von ihm.
Der 20. Januar bedeutet deshalb auch so etwas wie der Beginn eines kalten Entzugs. Allerdings wird seine berauschende Wirkung auf die Gehirne seiner Gegnerschaft (vielleicht mehr noch als auf die der eigenen Anhängerschaft) dafür sorgen, dass der Stoff, der ihn selber am Leben hält, weiterhin reichlich aus- und angeliefert wird. Trump mag ein krankhafter Narzisst sein, doch wir sind die typischen Co-Narzissten, die mit ihm eine beinahe symbiotische (Hass-)Beziehung eingegangen sind.
Kolumne von Michael Hermann – Auf Trump-Entzug
Auch die Gegner des scheidenden US-Präsidenten sind seiner Faszination erlegen – sie befinden sich im Rausch der Empörung.