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ATP greift Internationalen Tennisverband frontal an

Hohe Funktionäre sind gefordert: René Stammbach (Präsident Swiss Tennis/Vize ITF) und der Amerikaner David Haggerty (Präsident ITF) haben intensive Monate vor sich. (Archiv)
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So erbittert wie auf den Courts von Wimbledon wird dieser Tage auch hinter den Kulissen gekämpft – um Macht und Geld. Die ATP, die Profivereinigung der Männer, sorgte letzte Woche zum Auftakt der Championships für einen Knall: mit der Ankündigung der Wiedereinführung eines eigenen Teamwettbewerbs per 2020.

Der World Team Cup in Düsseldorf hatte von 1978 bis 2012 vor dem French Open stattgefunden, war aber zuletzt nur noch ein Event zweiter Klasse gewesen. Nun fand die ATP mit Tennis Australia ein neues Datum und offenbar auch potente Geldgeber: Zu Jahresbeginn, wenn die Tenniselite ohnehin schon in Australien ist, soll in Adelaide, Brisbane, Perth (Vorrunde) und Sydney (Finalrunde) um 15 Millionen Dollar und um Ranglistenpunkte gespielt werden.

Das ist ein Frontalangriff auf den Internationalen Tennisverband (ITF), der durch die Reformation des Davis-Cup ein ähnliches Format plant für seine Finalrunde im November, also weniger als zwei Monate zuvor. Und im September findet in nicht olympischen Jahren auch der von Roger Federer und Manager Tony Godsick kreierte Laver-Cup statt. Ein bisschen viele Mannschafts-Wettbewerbe innert kurzer Zeit.

Das Ende des Hopman-Cup

Kommt dazu, dass die Pläne der ATP das Ende des Hopman-Cup in Perth bedeutet. Die beliebte Mixed-Veranstaltung verzeichnete im Januar, als Roger Federer und Belinda Bencic siegten, mit 106 424 Zuschauern einen neuen Rekord. Das Schweizer Duo ist bereits für die nächste Austragung gemeldet – es wird die letzte sein. Zumindest in Perth.

Die Veranstaltung gehört der ITF, sie könnte sie später im Jahr an einem anderen Ort unterbringen. Das ist für den Tennisverband aktuell aber nicht die grösste Sorge. Zuerst geht es darum, die Reform des Davis-Cup in den eigenen Reihen durchzubringen. Vizepräsident René Stammbach ist ein grosser Befürworter, er präsentierte die Reform jüngst beim französischen Verband und erntete Zustimmung. Am 16. August befindet die ITF an ihrer Generalversammlung in Orlando über die Zukunft des Davis-Cup, nötig ist eine Zweidrittelsmehrheit.

Ein Nein wäre fatal, sagt Stammbach. Mit der Kosmos-Gruppe des Barcelona-Profis Gerard Piqué, hinter welche der japanische Milliardär Hiroshki Mikitani (Rakuten) steht, hat der Tennisverband einen potenten Geldgeber gefunden: Sie würde drei Milliarden Dollar für 25 Jahre bezahlen.

Davis-Cup-Final in Madrid?

Der Davis-Cup, für dessen Finalrunde 18 Nationen geplant sind, würde so finanziell massiv aufgewertet - es würden über 20 Millionen Dollar Preisgeld ausgeschüttet und die Stars mit Startgarantien gelockt. Voraussichtlich würde die Davis-Cup-Finalrunde die ersten drei Jahre in Madrid in der «Caja Mágica» stattfinden, die ein schliessbares Dach hat. Durch den Angriff der ATP überlegt man sich bei der ITF nun, den Wettbewerb vorzuziehen auf September. Was wiederum bei den Verantwortlichen des Laver-Cup für wenig Begeisterung sorgen würde.

Und was sagt Roger Federer? Seit 2014 nicht mehr im Spielerrat der ATP, war er an den Diskussionen über den World Team Cup nicht beteiligt und etwas überrumpelt: «Wenn die ATP und Tennis Australia etwas aufziehen, wird es sicher erfolgreich sein. Die Frage ist, was dann mit den Davis-Cup passiert. Wir müssen uns im Tennis so aufstellen, dass wir stark sind gegenüber anderen Sportarten. Und uns nicht in interne Kämpfe verstricken.»

Doch das passiert momentan. Die nächsten Jahre werden weisen, wer den längsten Schnauf und am meisten Geld hinter sich hat.