Paul Krugman im Interview«Armen zu helfen, hilft der gesamten Wirtschaft»
Der Star-Ökonom über Ungleichheit, enorme Staatsverschuldung, das Problem der Inflation – und die Frage, warum es ihm schwerfällt, für eine Flasche Wein mehr als zehn Dollar zu zahlen.

Herr Krugman, in Deutschland ist gerade Wahlkampf. Konservative und Liberale wollen steuerliche Erleichterungen für Vielverdiener – Sozialdemokraten, Grüne und Linke dagegen für Geringverdiener. Kommt Ihnen das bekannt vor?
Paul Krugman: Das erinnert mich an die Situation in den USA, wo eine wichtige gesellschaftliche Gruppe seit langer Zeit meint, es wäre gut für alle, wenn man die Reichen noch reicher macht. Populär wurde das zu Zeiten von Präsident Ronald Reagan, man nennt es den Trickle-down-Effekt, der besagt, dass man nur die Steuern für Reiche senken muss, dann werde das auch den Armen helfen, weil es durchsickere.