Alte Doppelstöcker in neuem Glanz
Die erste Generation der Zürcher S-Bahn-Züge ist umfassend modernisiert worden. 600 Millionen Franken wurden dafür aufgewendet. Gestern wurde der Abschluss des Projektes mit einer kleinen Feier im HB Zürich begangen.

Die Eröffnung der Zürcher S-Bahn 1990 brachte einige Neuerungen. Dazu gehörten neben Verkehrsverbund, neuen Bahnhöfen und Tunneln auch doppelstöckige Züge. Die Doppelstockpendelzüge (DPZ) wurden zum Sinnbild für die Zürcher S-Bahn. Bis heute bilden sie ihr Rückgrat. Und nachdem sie die letzten sieben Jahre einer nach dem andern modernisiert wurden, sind sie auch punkto Komfort wieder top. Den gewichtigsten Unterschied zum ursprünglichen Modell stellt – zumindest jetzt im Sommer – die Klimatisierung dar.
Bisher grösstes Projekt
600 Millionen Franken wurden investiert. Es ist die bisher umfangreichste Auffrischung von Rollmaterial, welche die SBB durchgeführt haben. Involviert waren die SBB-Werke in Bellinzona, Yverdon-les-Bains, Olten und Zürich-Altstetten. Zum feierlichen Abschluss des Projektes waren gestern 250 Arbeiter aus den vier Werken nach Zürich eingeladen worden. Um 10.12 Uhr fuhren sie auf Gleis 3 im HB Zürich ein, und zwar mit dem 113. DPZ Plus. So heissen die Züge, nachdem sie die Verjüngung durchlaufen haben. 115 Kompositionen umfasst das Vorhaben, die letzten zwei werden im August fertig. Die Feier wurde vorgezogen, damit sie nicht in die Sommerferien fällt.
Toni Häne, Leiter SBB Personenverkehr, verdeutlichte in seiner Ansprache mit einigen Zahlen die Grössenordnung des Geleisteten. So wurden zum Beispiel 460 Klimageräte eingebaut, rund 10 000 Fenster ersetzt und 8000 Quadratmeter neuer Teppich verlegt. So eindrücklich die Dimensionen – ungewöhnlich ist eine solche Übung nicht. Jeweils nach halber Lebenszeit eines Zugeserfolge eine Generalüberholung, erklärte Häne auf Anfrage. Im Durchschnitt stehe ein Zug bei den SBB 40 Jahre im Einsatz. Die überholten DPZ seien nun wieder fit für die nächsten 15 bis 20 Jahre.
Neu an den DPZ-Plus-Kompositionen sind die tiefer liegenden Zwischenwagen, die einen behindertengerechten Einstieg erlauben. Neu sind auch die Monitore, die Haltstellen und Umsteigemöglichkeiten anzeigen. Alle Sitze wurden frisch bezogen beziehungsweise gepolstert. In der ersten Klasse wurde der Bezug dunkler, die Farbe der Lehnenabdeckung auf Kopfhöhe wechselte von Weiss auf Blau; edler soll es wirken. Zudem hat es an jedem Sitz einen Stecker – in der ersten Klasse. Im ganzen Zug verbessern Signalverstärker den Empfang.
«Von Anfang an ein Hit»
Die Zürcher Verkehrsministerin Carmen Walker Späh leitete ihre Rede mit einem Blick in die Vergangenheit ein. Doppelstöcker gab es im Kanton Zürich schon vor der S-Bahn, führte sie aus. Im Tösstal im 19. Jahrhundert waren sechs solche Waggons unterwegs. Mit ihren steilen Einstiegen und Treppen seien sie höchst unbeliebt gewesen, die S-Bahn-Doppelstöcker jedoch «waren von Anfang an ein Hit», so Walker Späh. Als DPZ Plus stünden sie nun rechtzeitig für den laufenden S-Bahn-Ausbau im Rahmen der vierten Teilergänzung bereit.
In den Wänden versteckt
Dass es in den Durchgängen zwischen den Waggons etwas enger geworden ist, hat mit den Klimaanlagen zu tun. Diese sind zwar in der Decke untergebracht, jedoch musste für jedes Geräte ein Stromrichter eingebaut werden. Sie sind in den Wänden versteckt. Im Gegensatz zu den früheren Gebläsen bauen die Klimageräte weniger Druck im Wagen auf, so war bei der anschliessenden Medienführung zu erfahren. Folglich öffnen sich die Türen leichter, der dafür verantwortliche Mechanismus läuft zuverlässiger.
Auch die Lokomotiven der 115 DPZ-Kompositionen wurden – beziehungsweise werden noch – revidiert. Dies geschieht in Bellinzona und Yverdon. In Olten werden die Einzelwagen erneuert. Altstetten besorgt die Ab- und Inbetriebnahme. Die Wartungerfolgt in Oberwinterthur und Zürich-Herdern.
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