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Kernkraftwerk in Tschernobyl – AKW-Ingenieur: «Wir klauten den Russen Treibstoff, um Katastrophe zu verhindern»
Kernkraftwerk in Tschernobyl – AKW-Ingenieur: «Wir klauten den Russen Treibstoff, um Katastrophe zu verhindern»
Was passierte bei der Besatzung des Atomkraftwerkes in Tschernobyl, welches wieder unter ukrainischer Kontrolle ist? Mitarbeiter der Anlage erzählen gegenüber Medien davon.
Ukrainische Soldaten patrouillieren auf dem Gelände des Kernkraftwerks Tschernobyl. (5. April 2022)
Foto: Aleksander Ratushniak (AP/dpa/Keystone)
Kurz nach ihrem Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar hatten russische Truppen das ehemalige Kernkraftwerk Tschernobyl besetzt. Um die Wartungsarbeiten an der 1986 havarierten Anlage kümmerte sich aber weiter ukrainisches Personal. In einem Interview mit dem russischsprachigen Ableger des britischen Senders BBC hat ein Ingenieur Details zur russischen Besatzung bekannt gegeben.
«Wir mussten ständig mit ihnen verhandeln und unser Bestes geben, um sie nicht zu beleidigen, damit sie unserem Personal die Verwaltung des Objekts erlaubten», sagte Ingenieur Waleri Semonow in dem am Samstag veröffentlichten Interview.
Hätte zur «Tragödie für die Menschheit» kommen können
Während der Besatzung fiel zwischenzeitlich auch der Strom aus. Er habe damals heimlich Treibstoff von den russischen Soldaten gestohlen, um die Notstromgeneratoren am Laufen zu halten, erzählte der ukrainische Experte. «Ich hatte keine Angst um mein Leben. Ich hatte Angst vor dem, was passiert, wenn ich mich nicht um die Anlage kümmere.
Aleksander Lobada, der Strahlenschutzbeauftragte der Station, ergänzte in dem Interview: «Wenn wir die Stromversorgung verloren hätten, hätte es katastrophal werden können. Radioaktives Material hätte freigesetzt werden können.» Lobada befürchtete, dass es zu «einer Tragödie für die Menschheit» hätte kommen können. Noch heute lagern in Tschernobyl radioaktive Abfälle.
Sorge über verschwundene Kollegen – graben «im Roten Wald»
Sorgen machen sich die Mitarbeiter des ehemaligen Kernkraftwerks um ihre mutmasslich nach Russland verschleppten Kollegen. Etwa 170 ukrainische Nationalgardisten, die das Werk gesichert hatten, wurden bei der Besatzung als Geiseln im Bombenschutzkeller des Gebäudes gefangen gehalten. Die ukrainische Führung wirft Russland vor, die Belegschaft danach gewaltsam nach Russland gebracht zu haben. Die Angaben liessen sich zunächst nicht überprüfen.
CNN berichtet darüber hinaus von hohen Strahlungswerten im sogenannten Roten Wald, einer radioaktiven Sperrzone in der Nähe des Kernkraftwerks. In den vergangenen Tagen hatte es mehrfach Berichte darüber gegeben, dass russische Soldaten in dem Wald Schützengräben ausgehoben haben und sich dabei angeblich selbst verstrahlt haben sollen. «Wir haben ihnen gesagt, dass sie das nicht tun sollten, dass es zu gefährlich ist – aber sie haben uns ignoriert», sagte Ingenieur Semonow in einem Gespräch mit der «New York Times».
Drohnenaufnahme, die Schützengräben und umgegrabene Erde, zeigen soll.
Foto: Ukraine Army/Energoatom
Petro Poroschenko, der ehemalige Präsident der Ukraine, besuchte Tschernobyl am Freitag mit Lebensmitteln und anderen Hilfsgütern für das Personal. Der Weg nach Tschernobyl wurde eben erst durch eine Offroad-Strecke möglich. Die Brücke nach Tschernobyl wurde zuvor gesprengt, um den Vormarsch der Russen zu stoppen.
Ukrainische Soldaten stehen auf einer zerstörten Brücke zwischen dem Dorf Dytiatky und Tschernobyl.