15 Tage Haft für Pussy-Riot-Mitglieder wegen Flitzeraktion
Ein Moskauer Gericht erteilt den Aktivistinnen zudem ein dreijähriges Verbot für Sportevents. Es handle sich dabei um die Höchststrafe.
Ein Moskauer Gericht hat alle vier Flitzer vom Final der Fussball-Weltmeisterschaft zu 15 Tagen Arrest verurteilt. Zudem sei es ihnen verboten, in den nächsten drei Jahren Sportevents in Russland zu besuchen, urteilte das Gericht am Montag russischen Medien zufolge.
Die Polit-Punk-Gruppe Pussy Riot bestätigte am Montag auf Facebook die Urteile. «Ich wollte aufzeigen, wie ungleich die Machtstrukturen angewendet werden», sagte eine der Verurteilten bei der Verhandlung der Agentur Interfax zufolge.
Regeln für Verhalten grob verletzt
Veronika Nikulschina, Olga Kuratscheva, Pjotr Wersilow und Olga Pachtusowa würde laut einem Bericht des von Wersilow gegründeten Nachrichtenportals «Mediazona» zufolge vorgeworfen, «die Regeln für das Verhalten von Zuschauern grob verletzt» zu haben. Daher seien sie zu der Höchststrafe für dieses Vergehen verurteilt worden. Der Fall der ebenfalls beteiligten Aktivistin sollte später verhandelt werden.
Die russische Frauen-Punkband Pussy Riot hatte sich zur Flitzer-Aktion während des Fussball-WM-Finals am Sonntag in Moskau bekannt. In sozialen Medien im Internet stellte die Gruppe zugleich mehrere politische Forderungen: Unter anderem sollten alle politischen Gefangenen freigelassen werden; zudem forderte die Gruppe ein Ende von Festnahmen bei friedlichen Protesten. Überdies müsse politischer Wettbewerb im Land erlaubt werden.
Drei Frauen und ein Mann in Polizeiuniformen waren während des WM-Endspiels zwischen Frankreich und Kroatien auf das Spielfeld im Moskauer Luschniki-Stadion gerannt. Das Spiel wurde kurz unterbrochen, Sicherheitskräfte schleiften die Aktivisten vom Spielfeld; diese leisteten keinen Widerstand. Die russische Nachrichtenagentur Interfax berichtete unter Berufung auf Sicherheitskreise, die vier Aktivisten seien zur Befragung auf eine Polizeiwache gebracht worden.
Video: Flitzerin stürmt den Rasen
Die Moskauer Polizei hat gegen die vier Aktivisten vom WM-Final vergleichsweise hohe Verwaltungsstrafen beantragt. Ihnen werde vorgeworfen, gegen die Vorschriften für Zuschauer bei Sportveranstaltungen verstossen und sich unrechtmässig Uniformen beschafft zu haben.
Vor den Augen Putins
Dies meldete die Agentur Interfax am späten Sonntagabend. Die Höchststrafe für den Verstoss gegen die Regeln für Zuschauer liegt demnach bei einer Geldstrafe von 200'000 Rubel (etwa 3000 Franken) oder 160 Stunden gemeinnütziger Arbeit. Für das Beschaffen einer Uniform beträgt die Strafe dem Bericht zufolge zwischen 1000 und 1500 Rubel.
Russlands Staatschef Wladimir Putin befand sich während der Aktion gemeinsam mit seinen Amtskollegen aus Frankreich und Kroatien, Emmanuel Macron und Kolinda Grabar-Kitarovic, im VIP-Bereich des Stadions.
Pussy Riot ist vor allem bekannt für eine Protestaktion 2012 in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale: Dort hatten sie ein «Punk-Gebet» aufgeführt, in dem sie Putin offen kritisierten. Wegen «Rowdytums» und «Aufwiegelung zu religiösem Hass» wurden drei Bandmitglieder zu zwei Jahren Arbeitslager verurteilt, sie kamen jedoch vorzeitig frei.
sda/afp/chk
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