1:0-Sieg im WallisZack – schon ist der einstige Krisenclub FCZ Vorbild für andere
Der FC Zürich verliert Blerim Dzemaili mit einer Knieverletzung. Aber er gewinnt das Spiel in Sitten und den Respekt des gegnerischen Trainers.

So schnell also kann es gehen. Eben erst, da lag der FC Zürich noch am Boden, suchte sich selber, war dringend auf eine Seelenmassage angewiesen. Und jetzt? Wird er vom gegnerischen Trainer zum glänzenden Vorbild erhoben.
Fabio Celestini hat schon recht ausführlich erzählt, warum er trotz einer 0:1-Niederlage doch recht zufrieden ist, da fügt der Coach des FC Sion an: «Der FCZ weiss, worum es geht. Er kämpft als Einheit. Diesen Teamgeist müssen wir erst noch finden.»
Da kann Bo Henriksen gar nicht anders, als die warmen Worte entgegenzunehmen. «Vielen Dank», sagt der FCZ-Trainer also und richtet den Blick sogleich mahnend auf das grosse Ganze: «Wir haben noch nichts gewonnen.»
Dafür hat der FCZ zum Saisonstart 14 Spiele gebraucht
Wobei das natürlich etwas untertrieben ist. Sieben Punkte zum Beispiel haben die Zürcher 2023 in drei Spielen schon errungen. Zum Saisonstart brauchten sie mal eben 14 Runden, um diese Marke zu durchbrechen – ebenfalls im Wallis, mit ihrem ersten Ligasieg der Saison.
Auch das zweite Zürcher 1:0 in Sitten in Folge ist zumindest nicht unverdient. In einem insgesamt wirren Spiel von einer grundsätzlich besseren Mannschaft zu schreiben, mag vielleicht etwas zu viel der Ehre sein. Aber ganz sicher ist der FCZ das strukturiertere Team.
Es gibt am Ende viele Zitate von Direktbeteiligten, die erahnen lassen, was die 7600 im Tourbillon geboten bekommen. Der Sittener Mittelfeldspieler Musa Araz stellt nach Schlusspfiff fest, es sei halt «nicht die Zeit für Champagner-Fussball». FCZ-Captain Yanick Brecher sagt: «Wir wollen das Risiko minimieren.»
«Uns hat heute etwas der Fussball gefehlt»
Die schönste Aussage kommt von Celestini, der analysiert: «Uns hat heute etwas der Fussball gefehlt.» Was in einem Spiel, das sich Fussball nennt, ein nicht unwesentliches Problem darstellt.
Die Zürcher haben wenigstens zu Beginn eine Phase, in der ihnen etwas mit und nicht nur gegen den Ball gelingt. Blerim Dzemaili vergibt in der 21. und der 23. Minute die beiden besten Chancen. Es ist sicher kein Zufall, bricht der Zürcher Spielfluss ab, nachdem der 36-Jährige das Feld mit Knieproblemen verlassen hat.
Wie schwer die Verletzung ist, werden erst eingehende Untersuchungen zeigen. Dzemaili jedenfalls flucht wie ein Rohrspatz, als er seine Auswechslung anzeigen muss.
Nach seinem Abgang liefern sich die Mannschaften ein fröhliches Hauen und Stechen. Um dem schwer zu bespielenden Rasen zu entgehen, nutzen beide Teams oft die ganze Höhe des Platzes. Und kaum ist der Ball wieder in Erdnähe, krachen garantiert zwei Spieler ineinander. Oder es meldet sich der Videoassistent im Ohr von Schiedsrichterin Esther Staubli.
Viermal erscheint der Schriftzug «Penalty Review» auf den Schirmen im Stadion. Die ersten drei Mal ohne Folgen. Bei der vierten Szene ist es dann so weit. Reto Ziegler schildert später zwar, wie er versuchte, «die Hand hinter dem Rücken zu verstecken». Der Zufall will es aber, dass Adrian Guerreros Flankenversuch genau dorthin fliegt und Zieglers Arm trifft.
Jonathan Okita übernimmt die Verantwortung und verwandelt den Penalty in der 59. Minute zum Sieg. Und Ziegler überlegt sich später vor den Mikrofonen, ob er sich demnächst vielleicht die Arme abschneiden solle. Was so gräulich klingt, dass man ihm den alten Kalauer zurufen möchte: «Lieber arm dran als Arm ab!»
Es passt zur derzeitigen Lage der Zürcher, dass bloss ein paar Momente vor ihrem 1:0 ein Penalty für Sion gepfiffen werden könnte, als der Ball Marc Hornschuh an die Hand titscht.
Es spricht für Celestini, dass er danach gar nicht erst darüber diskutieren mag. Für den FCZ spricht, dass er derzeit ganz viel aus sehr engen Spielen herausholt. «Für uns geht es derzeit nur um die Punkte und nichts anderes», sagt FCZ-Goalie Brecher, bevor er unter die warme Dusche verschwindet. Und fügt noch an: «Diese Vorgabe erfüllen wir derzeit mit Sternchen.»
Das muss der FC Zürich weiterhin, will er weg vom Tabellenende. Am kommenden Wochenende kommt es im Kantonsderby gegen Winterthur zum Zweikampf der beiden Letztplatzierten.
Fehler gefunden?Jetzt melden.